Philosophie
Ich liebe mich so wie ich bin
Sozialität des Menschen
»Was kommt dem Kind zu, für das ich verantwortlich bin und das mir wirklich anvertraut ist – was kommt mir zu?«
An dieser Stelle taucht die Frage auf, ob das nicht egoistisch und unsozial sei. Doch die Antwort der Amication ist: Menschen sind soziale Wesen von Geburt an.
Nach amicativer Auffassung ist ein jeder selbstverantwortlich von Anfang an, und ein jeder kann sich lieben, so wie er ist. Selbstverantwortung und Selbstliebe enthalten einen sozialen Automatismus: Nächstenliebe ist deswegen in den Menschen, weil ihnen das selbst gut tut. Der Mensch will vom anderen Menschen – dessen Lächeln. Die Gewogenheit der Gemeinschaft, der Eltern, Partner, Freunde, das Angenommensein durch andere liegt jedem am Herzen. Menschen sorgen für die Zufriedenheit anderer Menschen, weil ihnen die Zufriedenheit der anderen selbst gefällt. Menschen sind soziale Wesen um ihres eigenen Vorteils willen. Dies muss niemandem erst beigebracht werden, sondern es ist ein konstitutiver Teil jedes Menschen. Menschen sind fürsorgend, freundlich, hilfsbereit, solidarisch, aufopfernd, weil sie sich selbst lieben und sich um ihren Vorteil kümmern – und weil dieser Vorteil in den sozialen Angelegenheiten die Freude des anderen Menschen ist, die einem selbst gut tut.
Aber wenn Menschen entsprechend dem traditionellen Menschenbild erst noch zu vollwertigen Menschen erzogen werden müssen, werden sie in ihrer Selbstliebe gestört. Und wer sich nicht so lieben kann, wie er ist, dem fällt es schwer, in natürlicher Spontaneität auf den anderen zuzugehen und sich ungezwungen um ihn zu kümmern – nicht nur vordergründig oder anerkennungssüchtig. Wer sich selbst nicht richtig liebt, kann sich kaum in friedenstiftender Nachhaltigkeit um den eigenen Vorteil kümmern – in diesem Fall um das Lächeln des anderen, das einem selbst gut tut. Seine soziale Dimension verkümmert, er verfehlt den anderen immer wieder. Egoismus ist die Folge, mit den entsprechend mühevollen Lernprogrammen zu seiner Eindämmung und Überwindung. Selbstliebe jedoch ist dem Egoismus entgegengesetzt:
Selbstliebe ist der Schlüssel zur Sozialität des Menschen und zu konstruktiven sozialen Strukturen.